Ausschmücken von Reliquien

Die Vervollständigung der aus dem Vatikan gelieferten Reliquien war die erste Phase der Vorbereitung auf die öffentliche Verehrung. Wurde festgestellt, dass ein Knochen am Körper des Heiligen fehlte, wurde er von einem Schnitzer aus Holz geschnitzt, um den Körper zu vervollständigen. Aufgrund der damaligen Unkenntnis der Anatomie gibt es bei den dargestellten Skeletten Ungenauigkeiten in Form und Anordnung einiger Knochen.

Die einzelnen Knochen wurden mit Drähten verbunden und dann das ganze Skelett präsentiert oder es wurde eine Struktur geschaffen, in die die einzelnen Knochen eingesetzt wurden. Ein Beispiel für das Einsetzen von Gebeinen unter gläsernen Körperteilen sind die Reliquienvitrinen im Kloster Kladruby u Stříbro.

Einige Reliquien wurden auch in Wachs eingebettet, aus dem eine lebensechte Schaufensterpuppe geformt wurde, die mit römischer Kleidung der damaligen Zeit bekleidet war. In diesem Fall wurden die Stellen an der Schaufensterpuppe dort belassen, wo die Reliquien für die Öffentlichkeit sichtbar waren (z. B. die Reliquien der Heiligen Valentina in Plasy).

In der Barockzeit war jedoch die Präsentation von bekleideten Skeletten gebräuchlicher, die für das memento mori - die Erinnerung an den Tod und die Vergänglichkeit des Lebens - unerlässlich waren.

Die Präsentation der sterblichen Überreste in Glassärgen oder Vitrinen erforderte die Anfertigung von Stützkonstruktionen, hölzernen Körperteilen oder das Ausstopfen von Schaufensterpuppen mit Stroh (z. B. die Reliquienschreine im Prager Loreto).

Die endgültige Präsentation hing immer von den finanziellen Möglichkeiten des Besitzers der Reliquien, der zeitgenössischen Mode, den verfügbaren Materialien und Elementen des barocken Prunks ab.

Bei den Katakombenheiligen findet man am häufigsten eine liegende oder halb sitzende Darstellung, bei der der Heilige auf verzierten Kissen ruht und Gegenstände, die in seinem Grab in den Katakomben gefunden wurden, zu seinen Füßen liegen (eine Öllampe oder ein Gefäß mit mutmaßlichem Blut). Sehr selten sind die Terrakotta-Grabplatten mit dem Namen des Heiligen.

Die barocke Prachtentfaltung ermöglichte auch die Schaffung von Kästen, in denen der Heilige steht (Basilika des Klosters Waldsassen in Bayern). Diese Haltung des Körpers flößt den Besuchern Respekt und Ehrfurcht ein und zelebriert nicht nur den Heiligen, sondern den Glauben im Allgemeinen.

In diesen Reliquienschreinen sehen wir oft einen Palmzweig in der Hand des Heiligen (Symbol der Reinheit) und eine Lorbeerkrone auf dem Kopf (Symbol des Sieges über den Tod).